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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Armstrong DLW - Muster des vollständigen Versagens eines US Unternehmens

Armstrong DLW in Bietigheim ist insolvent

Unfähigkeit und Willkür eines US Übernehmers


Mehr als peinliche Rechtfertigungen fielen den angestellten Berichterstattern von Armstrong DLW nicht ein. Aus einem blühenden Unternehmen, einem Vorzeigeunternehmen, machten die Armstrong Manager, nach erfolgter Übernahme, ein insolventes Wrack. Dergleichen lässt sich nur mit einigen wenigen Ostbetrieben vergleichen, welche, obgleich tatsächlich profitabel, nach der Wende kalt ausgewaidet, abgewickelt und geschlossen wurden.


DLW hat nicht nur Bodenbeläge gemacht. DLW, das war ein bahnbrechnder Erfolg des Linoleums und noch heute liegen in vielen Schulen unzerstörbare Linoleumbeläge. DLW, das war eine bekannte Marke in Europa und der Welt. Man machte Tennisfelder in Saudi Arabien, errichtete Kleinspielfelder in allen Nachbarstaaten, so auch hier bei uns. Nahezu 1.000 Menschen fanden Arbeit und Brot, waren stolz in "ihrer DLW" arbeiten zu können, zu dürfen.  http://imganuncios.mitula.net/helle_2_zi_wohnung_mit_dachterrasse_und_tiefgaragenstellplatz_100504451261817876.jpg

Die gesamte Siedlung Sand ist ein Produkt von DLW. Die Arbeiter von DLW  wurden im III. Reich beim Hauskauf unterstützt mit Geld. Das System der autarken Ministadt entstand, mit Brunnen, Schule, Geschäften und Kindergärten. Die Ur-Sandhäuschen stehen heute noch, sind aber oft eingebaut in Modernisierungsanbauten
 
 (Quelle: DLWZeitung)

DLW, das waren Farben, Materialien, das war ein Bekenntnis. 

Der nachfolgende Leserbrief des letzten deutschen Vorsitzenden des Aufsichtsrates vor dem Verkauf liefert ein beredtes Bild, untermauert mit Fakten und Zahlen. 

Das typische Verhalten von US Investoren, welches sich auch bei Opel ablesen lässt, ist ein völlig unmarktwirtschaftlicher, rein kapitalistischer Ansatz. Betriebe in US Hand werden ausgesaugt, vom Eigenkapital befreit, zerschlagen, reduziert und schließlich meistbietend verschleudert. 

Bietigheim wird dennoch bis in alle Zukunft auf diese schöne, einst profitable, ordentliche Firma stolz sein, die für die Stadt und die Menschen in sozialer Verantwortung ungeheuer viel geleistet hat. Das bleibt unvergessen. DLW folgt einer großen, längst verschwundenen Marke nach, dem Salamander Lurchin von Kornwestheim. Salamander ging es ähnlich.

Der folgende Leserbrief wurde der Bietigheimer Zeitung vom 18.12. 2014 entnommen.




 

1 Kommentar:

nomos hat gesagt…

Ja, das war unser stolzes DLW-Linoleum, heute ein Trauerspiel, aber die "Amerikaner" sind nicht an allem schuld.

"Die Amerikaner" haben laut dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden also das Unternehmen an die Wand gefahren. Da hat doch aber 1998 der damalige DLW-Aufsichtsratsvorsitzende und Vorstandschef der Deutschen Bank, Dr. Breuer, den Arbeitnehmern und Aktionären das Zusammengehen mit den Amerikanern als große Chance angesichts der Globalisierung der Märkte verkauft. Dr. Pelz hat daraufhin mitgeteilt, Vorstand und der gesamte Aufsichtsrat, einschließlich der Arbeitnehmervertreter, stünden der Übernahme postiv gegenüber. "Alles bestens, Markt und Produktpalette, Bietigheim wird Europa-Zentrale".

Der Spiegel schrieb bereits 1996 (Nr.45) u.a. DER SPIEGEL 45/1996:
"Auch als Aufsichtsrat hatte Breuer nicht mehr Fortüne als sein Kollege Kopper. Der hat als Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler-Benz die Milliardenverluste beim Umbau des Konzerns mitzuverantworten. Breuer sah dem Niedergang der schwäbischen Traditionsfirma DLW AG zu. Seit 1992 steht der Banker dem Aufsichtsrat des Unternehmens vor, das Bodenbeläge, Büromöbel und Autoteile produziert. Als Breuer sein Amt antrat, notierte die Aktie bei über 500 Mark – derzeit dümpelt das Papier bei 90 Mark. Die Firma, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 55 Millionen Mark machte, ist ein Sanierungsfall."

Aus dem soliden Traditionsunternehmen wurde ein sanierungsreifer Mischkonzern. DLW, einst ein sehr solides Unternehmen, geriet in die Verlustzone. Aus dem soliden und stolzen "Linoleum" wurde ein verlustbringender DLW-Konzern mit Dutzenden Unternehmen (Möbel, Büroeinrichtungen etc.). Die Amerikaner hatten damit nichts zu tun. Diese Vorgeschichte hat Dr. Pelz vergessen oder verdrängt. Wen hatte man sich denn da zur Sanierung ausgeguckt? Das waren doch erfahrene Profis!? Armstrong benötigte bald darauf selbst Insolvenzschutz. Mit der heutigen Insolvenz entledigt sich der Nachfolger Armstrong DLW GmbH vor allem seinen Pensionsverpflichtungen. Die ehmaligen DLW-Mitarbeiter erhielten seit Jahren regelmässig die Mitteilung, dass die gesetzlich vorgesehene Anpassung der Betriebsrente aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfolgen kann. Für großzügige Abfindungen der wechselnden Manager hat es dagegen immer gereicht. Jetzt erhielten sie wohl vor Weihnachten die letzte Mitteilung von der Armstrong DLW GmbH, dass keine Zahlung mehr erfolgt. Der Pensionssicherungsverein wird einspringen müssen.